1. Preis

Arbeitsgemeinschaft ASAP mit Dischinger Zierer und Wamsler Rohloff Wirzmüller FreiRaumArchitekten Stadtplaner, Würzburg / Regensburg

Verfasser:innen

Philipp Knaus, M.Sc.Ing.
Albert Dischinger, Prof. Dipl.Ing.
Rupert Wirzmüller, Dipl.Ing.

 

Mitarbeiter:innen

Moritz Salzmann
Sophia Jung

 

Als Architekt:innen,
Stadtplaner:innen,
Landschafts- oder Innenarchitekt:innen

Miriam Horst, Architektin
Gudrun Zierer, Architektin

 

Perspektive

Lageplan

Gebietsschnitt

Grundriss Vertiefungsbereich

Längsschnitt Vertiefungsbereich

Beurteilung des Preisgerichts

 

Der Wettbewerbsbeitrag bietet Bebauungsinseln auf dem früheren Gärtnereiareal an, die sich sowohl zu einem Gefüge ordnen und Zusammenhalt bilden als auch ein Durchfließen des landschaftlichen Freiraums erlauben. Es entsteht ein eigenständiges und spezifisches Stadtgebiet, das Dank der sensiblen Analyse historischer Bebauungstrukturen und nachbarschaftlicher Maßstäblichkeiten Herleitung und Einordnung findet.

In der Regel gruppieren sich drei winkelförmige Gebäude um einen Hof, der – leicht vom Umgebungsniveau abgehoben – der Hausgemeinschaft vorbehalten, aber dennoch allgemein zugänglich ist. Dies ist der intimste Raumbereich der neuen Bebauung und beschreibt die direkteste Nachbarschaft.

Alle Wohninseln liegen sehr selbstverständlich an der zentralen Nord-Süd-Erschließung. Durch Drehung der Wohninseln dockt hier jeweils das „Adresshaus“ an und bildet Zugang zur „Insel“. Vom Schwimmbadweg erfolgt die motorisierte, von der Friedhofstraße die vorrangig für Fußgänger und Radfahrer vorbehaltene Erschließung des neuen Quartiers. Stellplätze werden sogleich am Quartiersentree in offenen baumbestandenen Anlagen angeboten, sodass die weiteren Wege verkehrsberuhigt bzw. als Fuß- und Radwege fortgeführt werden können. Die Mündung in den südlichen Quartiersplatz ist schlüssig. Wünschenswert wäre hier eine funktionale Verknüpfung mit den Erdgeschossfunktionen als Bereicherung des Platzlebens.

Das Treibhaus als Remineszenz zur Vorgängernutzung aus dem Areal in direkter Nähe zur Wegeverbindung an die Altstadt ist sinnvoll und lässt – auch in Ergänzung eines Platzraumes – eine lebendige Nahtstelle zwischen Altstadt und dem neuen „Leben in der Aue“ erwarten.

Wenngleich die städtebauliche Anknüpfung durch die Stadtmauer aus dem Schwung der Bauflucht an der Grube nachvollziehbar und reizvoll erscheint, ist die Umsetzung hier aufgrund der Eigentumsverhältnisse als fraglich einzuschätzen. Eine Verlagerung oder „Umschaltung“ der Querung in den Scheunenbereich kann die Folge sein, die von der Jury jedoch als verträglich im Gefüge der neuen Siedlung eingeschätzt wird.

Die dreigeschossigen Häuser, die stets ein Cluster bilden, etablieren eine angenehme Dimension zueinander und eine angemessene Bezugnahme zum Münnerstädter Maßstab. Eingeschossige Bauten an den Zugängen zum neuen Quartier bieten besondere Nutzungen zur Mobilität, für die Gemeinschaft und auch zur Kinderbetreuung an.

In diesem Sinne werden dem Wohnbedarf auch weitere vielfältige Nutzungsangebote beigestellt. Sie gehen über die im Erdgeschoss des Adresshauses angebotenen Gemeinschaftsräume hinaus.

Die Einzelhäuser der Wohninseln bieten die Vorteile flexibler und unabhängiger Realisierungen.

Gleichermaßen erscheint die Nähe der Häuser zueinander ausgereizt. Aus- und Einblicke müssten hier sehr sensibel ausgearbeitet werden. Die dargestellten Nutzungen weisen in den Obergeschossen eine Größenvielfalt sehr qualitätsvoller Wohnungen – stets über Eck ausgerichtet und mit Eckloggien versehen – auf.

6 bis 9 Wohnungen pro Haus und bis zu 24 Wohnungen pro „Insel“ lassen eine Nachbarschaft zu, die sich keiner Anonymität erwehren muss. Gleichermaßen ist die Privatheit für alle Bewohnerinnen und Bewohner gewährleistet.

Der Talraum erhält eine entlang der baulichen Kante geführte private Gartenzone mit vorgelagertem Fußweg und gewinnt dadurch eine hohe Aufenthalts- und Erlebnisqualität bei gleichzeitig angemessen zurückhaltender Gestaltung. So wird der Jörgentorpark wirkungsvoll nach Süden erweiterbar.
Die beiden Quartiersplätze am Zugang zur Altstadt sowie im Süden des Quartiers sind gut proportioniert und gewährleisten sowohl ein kommunikatives Zusammentreffen als auch eine wohnungsgerechte Nutzungsaneignung.
Privater und öffentlicher Freiraum treten nicht in Konkurrenz sondern ergänzen sich.
Gut gesetzt sind die ortsspezifischen Nutzungen wie Mostpresse, Kräutergärten, Treibholzspielplatz etc., die zu einer Identitätsstifung des Quartiers beitragen.

Die Nachhaltigkeit des Entwurfsvorschlags ist im Sinne der angelegten Strukturen, Bauweise, Materialitäten, Maßnahmen für Klima, Energie und Wasser gegeben, die allerdings im Rahmen bewährter Methoden bleiben und darum einen innovativen, modellhaften Ansatz vermissen lassen. Das „Leben in der Aue“ eröffnet ein neues, vielfältiges und wertvolles Angebot in Münnerstadt und fügt sich gleichermaßen in den Ort ein.

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IHR KOMMENTAR:

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    KOMMENTARE

    Thomas Hahn

    Dieser Entwurf gefällt mir sehr gut. Die Anlage mit den sechs Wohneinheiten um die Innenhöfe finde ich sehr ansprechend und macht die Bebauung sehr aufgelockert. Die Wohneinheiten sind als einzelne Gebäude nicht zu groß. In diesem Modell finde ich meine Anregungen und Vorstellungen bestens wieder.

    Anonym

    Die kleineren Wohneinheiten sind flexibler etappenweise zu verwirklichen, sie sind nicht zu groß und wirken aufgelockerter und nicht so mächtig.

    Gabriele

    Dieser Entwurf gefällt mir dank der kleinen Wohneinheiten sehr gut. Es wirkt einladend und wenig wichtig.

    Stefan Richter i.A.

    Das ist für mich Städtebau. Sie formulieren mit Sonderbausteinen einen lebendigen Eingang in das Quartier aus. Schaffen direkt danach eine gut proportionierte Platzsituation mit einem Treibhaus. Generell entstehen überall kleine Platzsituationen, die ich als viel angenehmer empfinde, da dadurch nicht alles konzentriert auf einen riesigen Platz wird, sondern man sich durch das Quartier bewegt und hinter jeder Ecke einen neuen Aufenthaltsraum findet. Die Baukörper fügen sich auch im Schwarzplan im Maßstab viel besser in die Ungebung ein (Baukörpergröße gemäß Karlsberg, aber die Dichte nimmt Bezug auf die Altstadt - Bindeglied zwischen den beiden Stadtteilen!). Die einzelnen Wohnhöfe versprechen ebenfalls in ihrer Proportion eine angenehme Behaglichkeit. der Quartiersplatz ist von vier Seiten umrahmt und vermittelt zwischen den einzelnen Wohnhöfen als zentraler Treff. Auch landschaftsplanerisch sieht man da einfach eine Auseinandersetzung mit dem Ort (In das Quartier ziehen des Talwassers, anbieten von Schutzräumen und Aktivitätsbereichen). Die Grundrisse sind im Übrigen auch sehr gut durchdacht und geplant, weniger experimentell und modular, aber es werden alle Wohnformen abgedeckt und die einzelnen Wohnungen bieten für mich auch große Qualitäten - die Fassaden sind auch ländlicher und zurückhaltender als von Laux. Zusammenfassend ist der Entwurf genau das, was ich mir unter einem städtebaulichen Wettbewerb vorstelle. Sie haben sich mit dem Ort beschäftigt, sie generieren Lebensräume für Menschen. Das ist ein Entwurf für Münnerstadt und für das Treibhaus und nicht beliebig.