1. Preis
LAUX Architekten GmbH, München
Verfasser:innen
Ina Laux, Dipl. Ing. (Univ.)
Gunther Laux, Prof. Dr. Ing., MA, Regierungsbaumeister
Beurteilung des Preisgerichts
Die städtebauliche Idee ist es, offene Hofstrukturen auszubilden, die sich in die Landschaft einbetten und überschaubare Nachbarschaften mit kompaktem Fußabdruck und ebensolchen Baukörpern ausbilden. Im Schwarzplan wird die maßstäbliche städtebauliche Setzung sehr gut sichtbar. Wie selbstverständlich fügt sich die Neubebauung sehr sensibel ein und bildet dennoch klar ablesbare, identitätsstiftende Bereiche aus.
Der Talraum wird durch drei „Inseln“ in größtmöglicher Tiefe bis weit in die Bebauung geführt und ermöglicht somit die wirkungsvolle Weiterführung des Jörgentorparks nach Süden. Durch die Gebäudesetzung entstehen gleichzeitig gut abgrenzbare private Hof- und Freiräume, ohne in Konflikt mit öffentlichen Nutzungen zu geraten. Der Quartiersplatz liegt konsequent im Schnittpunkt der Wegeführungen in die Altstadt und in den südlichen Talraum. Größe und Funktionalität sind angemessen und versprechen eine hohe Aufenthaltsqualität sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die Menschen aus den angrenzenden Quartieren. Es entsteht ein städtebauliches Scharnier, das die Altstadt mit den östlich gelegenen Wohnquartieren sehr geschickt und räumlich qualitätsvoll verbindet.
Von Norden kommend wird man von einem Sonderbaustein empfangen, der die bestehende, heterogene Bebauung nach Süden hin sehr gut abschließt. Das Gebäude enthält eine Energiezentrale, einen Mobility-Hub, Sonderwohnformen und Gemeinschaftseinrichtungen. All diese Nutzungen in einem „Entreegebäude“ zu vereinen unterstützt die Idee, einen lebendigen Quartierseingang zu schaffen.
Es wird eine L-förmige Erschließung angeboten, eine klare Adressierung der Gebäude ist gegeben. Die Parkierung wird pragmatisch gelöst: Sowohl von Norden von der Friedhofstraße als auch von Osten von der Schwimmbadstraße werden ebenerdige, begrünte Parkplätze erschlossen.
Die Wohnhöfe bilden klar ablesbare Nachbarschaften aus, ohne abweisend zu wirken. Als Reminiszenz an die Gärtnerei und die Qualität der derzeit zwischengenutzten Gewächshäuser werden in jedem Wohnhof Gewächsstrukturen angeboten, in denen sich Nebenräume und gemeinschaftlich genutzte Orte befinden, die eine nachbarschaftliche, niederschwellige Begegnung fördern. Ein Teil der bestehenden Treibhäuser wird somit recycelt, was zu begrüßen ist und die Geschichte des Ortes sichtbar macht, ohne überzogen zu wirken.
Die städtebaulichen Lupen zeigen ein vielfältiges Wohnungsangebot in den kompakten und teilweise auch tiefen Gebäuden mit hohen Qualitäten in der innenräumlichen Entwicklung. Es gibt einen sehr guten Mix an unterschiedlichen Wohnformen, die auch flexibel nutzbar sind, Jokerräume erweitern das Angebot und ermöglichen so die Anpassung der Wohnung an unterschiedliche Bedürfnisse und Wohnbiografien.
Die Bebauung ließe sich sehr gut in Bauabschnitten realisieren. Die Verfasser:innen entwickeln gut nachvollziehbare, auch modellhafte Ideen für den Klimaschutz, die Klimaanpassung und ein nachhaltiges Wassermanagement.
Der Entwurf zeigt, dass sich das ehemalige Gärtnereiareal zu einem zukunftsweisenden, nachhaltigen Quartier entwickeln lässt. Eine kompakte, in die Landschaft eingebundene Bebauung vermittelt zwischen Stadt und Freiraum und bietet neue Wohn- und Lebensqualitäten, die das Angebot in Münnerstadt sehr gut ausdifferenzieren könnten.
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Thomas Hahn